#11

Ich hatte befürchtet, dass die Nacht mit Tomasz gefährlich werden könnte. Das Vorurteil gegenüber Polen und Bier und die Tatsache als er an der Bar 2 Bier bestellte und mich gefragt hat „und was trinkst du?“ – da hatte ich schon ein bisschen so ein Gefühl, dass am nächsten Tag einen halben Pausentag einlegen müsste.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Aber so wars dann gar nicht. Tomasz wollte am nächsten Tag sehr früh wach sein. Denn in der Früh wandern ist einfach am schönsten. Und da hab ich ihm 1. Recht gegeben und 2. mich gewundert, welche Disziplin er an den Tag legt. Aber ja, wenn du einen einwöchigen Wanderurlaub planst, dann hast du vermutlich eine andere Motivation.

Er erzählte mir noch, dass dieser Teil Polens ein Geheimtipp ist. Die meisten Polen fahren entweder in den Norden ans Meer, zu den Masuren (wunderschöne Seenlandschaft) oder nach Zakopane um dort wandern zu gehen. Aber hier ist es verhältnismäßig ruhig – vor allem wenn man berücksichtigt, dass wir da in der Hauptsaison waren.

Wer sich jetzt fragt wo „hier“ ist, den muss ich auf die beigefügten Track verweisen. Denn polnische Orte sind eine Herausforderung. Also rein von der Orthographie. Weil beim Kyrillischen erkennt man ja sofort, dass es sich um eine andere Schrift handelt. Oder sonstige asiatische Schriften.

Aber das Polnische ist da ein bisschen hinterlistig: Täuscht da einfach eine „normale“ Schrift vor. Und mittendrin werden dann einfach ein paar Buchstaben hineingeschoben, wo man keine Ahnung hat, wie diese auszusprechen sind.

Wie dem auch sei, jedenfalls verabredeten wir uns in der Früh, um gemeinsam im Supermarkt Frühstück zu besorgen. Und wie ich es bereits in diesem Beitrag angemerkt habe: Es ist technisch nicht möglich, eine Wurstsemmel zu kaufen. Tomasz bestätigte mir das.

Manchmal sollte man sich einfach mehr Zeit nehmen. Zum Beispiel um das Frühstück in aller Ruhe zu genießen und nicht an Kilometer zu denken

refklektierter Radler

Nach dem Einkauf verabschiedete sich Tomasz und ich machte es mir im Innenhof der Unterkunft gemütlich, legte meine gekaufte Wurst in die aufgeschnittene Semmel und genoss das Frühstück.

Da ich an diesem Tag nicht sonderlich weit fahren musste, genoss ich das Sitzen im Innenhof bei strahlendem Sonnenschein umso mehr.

Das ist auch so eine Sache, die man lernen muss: Einfach mal runter vom Gas. Weniger vornehmen, mehr genießen. Kilometer sind nur eine Zahl. Und wenn du später wegfährst, dann is es eben so.

Nach dieser wirklich genussvollen Mahlzeit startete ich in den Tag. Mein 1. Weg führte mich zu einer Burg, die wunderschön am Wasser gelegen ist.

Burg in Polen
die Burg in Niedzica-Zamek hätte ich beinahe übersehen

Wenn die Erwartungshaltung zur Gier wird

Und die paar Serpentinen waren es definitiv wert. Die Aussicht war wundervoll. Auch wenn es ein kleiner Umweg war. Denn danach wollte ich Tomasz‘ Tipp folgen.

7 Kilometer natur pur – hatte er gemeint.

Wunderschön – hatte er gemeint.

Geheimtipp Polens – hatte er gemeint.

Das alles beflügelte natürlich meine Erwartungshaltung ins Unermessliche.

Ich folgte also seiner Beschreibung und warte gespannt auf die schöne Strecke.

Der Weg wurde von immer weniger Autos befahren. Und ich versuchte ein wenig die Erwartung mit der Realität zu vergleichen.

Vergleichen ist generell so eine Sache: Es wird generell viel zu oft irgendwas verglichen. Und die Realität mit der Erwartungshaltung zu vergleichen ist oft nicht sehr schlau.

Weil: Erwartungshaltung natürlich utopisch.

Realität: Jo eh.

Also nicht falsch verstehen: Der Weg war e nett. Also so richtig nett halt. Aber halt nichts Außergewöhnliches.

Ich hab mir dann halt gedacht: Wo wäre ich denn sonst gefahren. Wenigstens sind nicht so viele Autos da. Und Umweg wars auch keiner. Also im Grunde ganz ok.

manchmal muss man Geduld mitbringen

U. N. Geduld

Als ich weiterfuhr, erreichte ich einen Ort, an dem es deutlich touristischer wurde. Zwar nicht Zakopane, aber da war doch einiges los. Raftingtouren wurden angeboten, viele Essensstände, Eiswagen … also da war wirklich was los.

sehenswerte Holzschnitzereien am Fuße des Flusses

Nachdem ich bei so ein paar Limo-Ständen vorbeigefahren bin, hatte ich plötzlich einen richtigen Gusto auf so eine Frozen-Limo. Viel zu schnell habe ich die dann auf einer Parkbank weggeschlürft. Und die Zeit zum Beobachten des bunten Treibens genutzt. Herrliches Wetter und so viele gut gelaunte Menschen. Das ist ansteckend.

Und dann setzte ich meine Trip auf einem Schotterweg fort. Links ein Fluss, dahinter Steilwände. Ziemlich beeindruckend.

Traumhafte Strecke entlang des Dunajec

Auf diesem Schotterweg sind nur Fußgänger und Radfahrer, vom Wasser winken mir Raftinggruppen zu. Moral ist stetig am Steigen.

Naturidylle am Dunajec in Südpolen
Unzählige Raftinggruppen tummelten sich im Wasser

Meine Erkenntnis: Tomasz hatte Recht

Und als die Laune gerade bis zum Maximum voranschritt, kam es mir plötzlich: Das ist der Geheimtipp, von dem Tomasz gesprochen hatte. Natürlich!

Einzigartiges Panorama, traumhaftes Wetter und das alles auf einer 100% autofreien Strecke. Vieles kommt auf den Fotos nicht so spektakulär rüber, aber das war schon ziemlich gewaltig. Im Nachhinein betrachtet bestimmt einer der schönsten Abschnitte meiner ganzen Reise. Und das auch nur deshalb, weil ich nichts geplant hatte. Weil darauf wäre ich selbst bei wochenlanger Recherche nicht gekommen.

Eine weitere schöne, unaussprechliche Stadt

Irgendwann war der wunderschöne Abschnitt allerdings vorbei und ich kam in eine Stadt dessen Namen ich natürlich wieder nicht weiß. Aber diese Stadt hat mich sofort gepackt. Vielleicht lags an der Kombination mit dem Wetter. Denn es hatte um die 30 Grad, strahlender Sonnenschein und ich fuhr weiter entlang des Flusses der nun also durch die Stadt durchführte.

Und das besondere war, dass das Wasser so seicht war, dass man problemlos darin plantschen konnte. Und das taten die Leute ausgiebig. Über mehrere Hundert Meter plantschten Familien mit Kindern im seichten Gewässer. Ein wirklich schöner Anblick, soviel Harmonie, soviel Freude. Die Brücken waren mit Blumen geschmückt. Ich liebte diese für mich namenlose Stadt.

ein Pfau am Beginn der Stadteinfahrt
Harmonische Stimmung beim Passieren der unaussprechlichen Stadt

Google Translate: Mein Gamechanger

Der weitere Weg führte mich ins Zentrum wo ich mir bei einem Straßenstand eine polnische Spezialität kaufte. Nein, kein Wodka. Es war irgendetwas mit Käse. Auf einer Parkbank verzehrte ich den Käseteig und wurde dabei von einem älteren Ehepaar angesprochen.

Ja, meine Taschen fielen anscheinend auf. Jedenfalls wollte ich nicht unhöflich sein und auf deren Frage antworten. Nur verstand ich sie logischerweise nicht. Obwohl ich mir denken hätte können, was sie wissen wollten (es werden e immer die gleichen Fragen gestellt).

Jedenfalls zückte ich schnell das Handy, aktivierte die Spracheingabe beim Google Translator und wir konnten uns bestens unterhalten. Naja bestens ist ein bisschen übertrieben, aber eben so, wie eben jemand im fortgeschrittenen Alter mit einem Handy spricht. Also nicht langsam, klar und deutlich – mit möglichst kurzen Sätzen.

Nein. Sondern so, als ob man die Nachbarin beim Einkaufen trifft und ihr die neueste Dorfgeschichte erzählt. Zumindest hörte es sich auf Polnisch so schnell an. Aber es war auf jeden Fall eine weitere freudige Begegnung.

Und ja, sie haben natürlich gefragt, woher ich bin und wohin ich fahre. Und dass sie auch der Meinung sind, dass Szczawnica wunderschön ist. So, da hätte ich jetzt mal die Stadt reinkopiert. Viel Spaß beim Aussprechen üben!

Nachdem ich mein Käsezeug fertig gegessen hatte (das war wirklich nicht viel, grad mal zum Zunge dreckig machen), merkte ich dass ich eigentlich noch hungrig war.

Ich verabschiedete mich von dem Pärchen, schoss noch ein Foto vom Szczawnicaer Hauptplatz und folgte der Hauptstraße. Auf der Suche nach einer Essgelegenheit.

Nettes Cafe am Hauptplatz dieser Stadt

Essen bestellen muss geübt sein

Und ich wurde fündig. Nettes Lokal mit schattigem Gastgarten.

Ich war ja vor 2 Jahren schon einmal in Polen und habe damals Pierogi lieben gelernt. Und diesmal wollte ich diese noch einmal nehmen.

Das Lokal war auf Fisch spezialisiert, hatte aber auch Pierogi. Weil es ein Selbstbedienungslokal war, ging ich zur Theke um zu bestellen. Ich zeigte auf die Speisekarte, die auf der Wand hängte und meinte, dass ich gern das Gericht hätte, das ganz oben steht. Die Dame bejahte und ich konnte mich hinsetzen, das essen würde serviert werden.

So wartete ich als auf mein Essen. Das Lokal war wirklich schön, sogar mit Fischteich und ich sah wie praktisch jeder hier Fisch aß. Und ich bildete mir Pierogi ein. Na egal.

Nach einigen Minuten wurde mir mein Essen an den Tisch gebracht. Ich sah verwundert auf mein Teller. Denn darauf befand sich ein Fisch.

Nur zur Erklärung, falls jemand nicht weiß was Pierogi sind: Das sind Teigtaschen. Und definitiv kein gebratener Fisch.

die etwas anderen Pierogi

Nun ja, mein Vorteil ist ja, dass ich beim Essen ziemlich unkompliziert bin. Was am Tisch kommt, wird gegessen. Und da der Fisch auch echt lecker aussah, war da völlig klar, dass der da jetzt verspeist wird.

Nachdem ich gegessen hatte, warf ich noch einmal einen Blick auf die Speisekarte. Und ich bemerkte, dass es da 2 Spalten gab: 1 Spalte für Fischspezialitäten und 1 für Pierogi-Variationen. Tja, da hatte ich scheinbar auf die falsche Spalte gedeutet. Aber die Wahl war definitiv gut, es mundete hervorragend. Glück ghabt!

Raus aus der Stadt, rein in die Idylle

Anschließend begab ich mich wieder auf meinen Drahtesel und verließ die unaussprechliche Stadt. Es ging über einsame Feldwege hinein in ein Waldstück. Ich merkte, dass ich die touristische Zone hinter mir gelassen hatte. Denn es waren plötzilch kaum mehr Menschen zu sehen. Immer wieder interessant wie schnell sich die Menschenansammlung aufteilen.

Der Fisch war zwar gut aber wirklich gesättigt hat er nicht. Deshalb funktionierte ich einen umgefallenen Baumstamm in eine Sitzmöglichkeit um. Diese Idee hatte nicht nur ich sondern auch eine polnische Familie, die sich scheinbar in einer Diskussion befanden.

Die nächste Begegnung

Während ich mich mit Keksen stärkte, versuchte ich zu verstehen, was hier diskutiert wurde. Die Körpersprache deutete darauf hin, dass sie nicht wussten wie sie weitergehen sollten.

Da ich scheinbar sehr ortskundig wirkte (grobe Fehleinschätzung!), fragten sie mich zuerst auf polnisch und im Anschluss auf englisch, ob ich wisse, ob an diesem Weg ein Restaurant wäre.

Tja, und dann nahm die Neugier überhand. Die üblichen Fragen. Sie wollten dann natürlich wissen, woher ich denn bin. Und als ich sagte dass ich aus Österreich bin wurden sie immer neugieriger. Von Wien hier her? Wie weit fährst du noch? In die Ukraine? Hast du da nicht Angst? Was du bist ganz alleine? Und du schläfst im Zelt? Und wie navigierst du? Also wirklich viele Fragen. Und genau die Fragen die ihr euch vielleicht auch schon gestellt habt.

Statt einer 10 Minuten Pause wurde es eine halbe Stunde. Ich wunderte mich dann, warum sie so gut Englisch sprechen. Nämlich wirklich alle. Oft können ja die Kinder super Englisch aber die Eltern fragen dann die Kinder „Frag ihn X, frag ihn Y, sag ihm er soll Z“.

Und dann erfuhr ich, dass sie nach England ausgewandert waren und Heimaturlaub in Polen machten. So ein Glück musst halt auch haben. Wenn da eine Familie sitzt die kein Wort englisch spricht, dann wärs wirklich eine langweilige 10 Minuten Pause geworden.

das obligatorische Erinnerungsfoto mit der polnisch-englischen Familie

Emotionaler Anstieg

Nach dieser etwas anderen Pause kam ich an eine Weggabelung. Da ich ja mit Handy navigieren musste und ich dieses ja immer in der Tasche verstaute um Akku zu sparen, war das bei einigen Kreuzungen etwas nervig. Also vergewisserte ich mich doppelt, ob ich wirklich die steile Wiese hinauf muss.

Eine Wiese bergauf zu fahren ist so ziemlich das mühsamste was es gibt. Rollwiderstand Hilfsausdruck! Boah, das war mühsam mit dem Gepäck da rauf zu fahren. Ok, ich ersetzte das Wort mühsam durch unmöglich. Ich schwang mich vom Sattel und schob mein Rad aufwärts. Aber auch das Schieben war ziemlich anstrengend.

Ich machte immer wieder Pausen und sah mich um. Und was ich dann sah war einfach nur herrlich. Sanfte Berglandschaft in den unterschiedlichsten Schattierungen. Das ganze von der Sonne noch schön beleuchtet.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Aber manchmal sind 1000 Worte nicht genug.

Markus S, Philosoph 2021

Auch wenn dieser Weg einer der anstrengsten war, überkamen mich so viele positive Eindrücke, die die Anstrengung irgendwie in den Hintergrund drängten. Man kann das nur ganz schwer beschreiben. Das sind Momente, die man nicht kreiren kann, die müssen passieren. Und in diesem Moment passte einfach alles: Die Landschaft, die Ruhe, keine Menschen, das Wetter, Natur pur. Mitten in Polen. Ich war tatsächlich extrem überwältigt…

Fantastischer Ausblick inmitten polnischer Idylle

In diesem Moment hätte ich mir auch eine ordentliche Kamera gewünscht. Denn ich schoss natürlich unzählige Fotos, aber die Hügel im Hintergrund sehen einfach nur winzig aus. Also konzentrierte ich mich darauf, die Stimmung aufzusaugen und zu konservieren.

Und wie es der Teufel so will, kam mir plötzlich ein Wanderer entgegen. An diesem wunderschönen, abgelegenen Platz. Es steht natürlich außer Frage, dass ich ich ihn um ein Foto bat. Selbst wenn er ausgesehen hätte wie ein Serienmörder: Ich hätte ihn um diesen Gefallen gebeten. Glückshormone sticht Angst.

ein großer Schritt für mich, ein kleiner Schritt für die Menschheit

Gefühlt 100 mal blieb ich stehen um die Aussicht zu genießen. Oben angekommen hab ich mich dann noch einmal ins Gras gesetzt und den Aufstieg Revue passieren lassen. Und wieder schwirrte die Antwort auf meine oft gestellte Frage nach dem „Warum?“ im Kopf herum:

Darum mach ich das! Wegen Momenten wie diesen.

So schön es hier auch war und wie gern ich hier auch übernachtet hätte wollte ich trotzdem weiterfahren. Ich wollte ja immerhin noch mein Ladegerät aus der Empfangsbox abholen. Oder es zumindest versuchen.

Und nochmal bergauf …

Deshalb wollte ich nun weiterfahren. Der Weg führte mich durch ein kurzes Waldstück und dann auf eine asphaltierte Bergstraße wo es noch einmal richtig schön bergauf ging. Aber bergauf beim Aspahlt ist im Vergleich zu vorher ein Kinderspiel.

Und als ich oben angelangt bin, hatte ich noch einmal eine wunderschöne Aussicht. Ich kam mir vor wie wenn ich auf einem Bergbauernhof wäre. Da gibts auch meist asphaltierte kurvige Straßen hinauf und mit einem herrlichen Weitblick.

Leider war die Sonne hier nicht mehr so stark, sodass die Belichtung schlecht war und die Fotos garnichts mehr geworden sind.

… und mit 50 Sachen bergab

Und was ist die Belohnung, wenn man wirklich steil bergauf fährt? Richtig geil bergab fahren! Dadurch, dass die Strecke gut einsehbar war, konnte man das Rad mal so richtig ziehen lassen. Einziges Problem: Es wurde frisch! Vom guten 50er zum Stillstand (ja, das tut schon weh), Jacke angezogen und weiter. Schwups, zeigte der Tacho wieder 50 und es ging bergab, bis ich in dieser Stadt angekommen bin, wo mein Ladegerät sein sollte.

Und wie war das jetzt mit dem Ladegerät?

So, wie funktioniert das. Wie finde ich raus, wo die Abholstation ist? Ich hab zwar ein Bestätigungsmail bekommen. Aber da steht alles auf polnisch. Da mir das zu mühsam war das zu übersetzen hab ich mir gedacht ich probier es auf gut Glück. Werd einfach bisschen rumfahren und es schon finden.

Man muss schon dazu sagen, die Stadt war jetzt keine Großstadt aber auch kein 3-Häuser-Dorf. Ich würds grob mit Mistelbach vergleichen. Und wenn du am Abend, e schon hungrig, rumgurken musst, dann kann das schon mühsam sein. So klein ist das polnische Mistelbach nämlich auch nicht. Und es wird ja auch nicht heller am Abend. Und Schlafplatz hatte ich auch noch keinen (die Suche nach einem festen Quartier hatte ich für diesen Tag aufgegeben).

Mittlerweile musste ich Prioritäten setzen. Das Wichtigste war zuerst einmal ein Supermarkt, das Ladegerät konnte ich notfalls am nächsten Morgen auch noch suchen. Weil: Hunger > Navigation

Da ging gerade ein junger Mann am Gehsteig spazieren und ich dachte mir ich frage den auf gut Glück. Jaja, der Supermarkt ist gleich da vorne. Und ich fragte nach den Empfangsboxen. Er konnte nicht wirklich gut Englisch und der Namen der Box war mir entfallen. Ich probierte es mit „Allegro (so heißt die Webseite wo ich bestellt habe) Box? Amazon-Box?“ Jaja, die ist gleich daneben.

Was? Alles an einem Platz? Das gibts ja nicht. Heute hab ich ja ordentliches Glück. Da der Supermarkt e noch eine Weile offen hat überwog nun doch die Neugierde. Werde ich das Ladegerät bekommen?

Oida!

anonymer Prolet im unbeobachtenen Moment

Ich geh zun Empfangsboxen und da gibts einen Tochscreen.

Enter Package Code

passt, alles eingeben

Enter Phone Number

Und da war schon 48 für Polen vorausgefüllt. Das konnte man aber nicht weglöschen. Ahhh ich will 43 für Österreich eingeben. Das gibts jetzt aber nicht. Ich kann den Dreck nicht öffnen weil die nicht damit rechnen, dass ein Radfahrer aus Österreich daherkommt?

Oida!

Ich hab mir dann gedacht: Net mit mir. Hab einfach meine Nummer zur polnischen Vorwohl dranghängt. +48 664 usw …

Und was dann passierte

… war unglaublich.

Techniker hassen diesen Trick!

Ein Kästchen sprang auf.

Und es war ein Paket drinnen.

Ich war plötzlich komplett aufgeregt, mein Herz raste. Ich kann doch nicht irgendwo in Polen irgend ein Sch*** Ladegerät über eine Seite, die ich noch nie gehört habe, wo ich nicht einmal gewusst habe was da genau drauf steht, bestellen und etwas mehr als 24 Stunden später kommt das dann in irgend einem anderen Ort tatsächlich an. Ich war einfach perplex.

Aber noch hab ich nicht gewonnen. Das Ding muss auch funktionieren. Und ich hab beim Bestellen ja nicht genau zugeschaut. Der Typ hat da irgendwas rumgeklickt, vielleicht hat er mich falsch verstanden und hat was anderes bestellt. Das wäre nämlich der Super-GAU.

Ich machte das Packerl ungeduldig auf. Es schaut zumindest richtig aus. Schnell die Uhr aufs Ladegrät und das Ladegerät an die Powerbank.

L O A D I N G

Es funktioniert!!!

Ich habs echt nicht geglaubt.

Normal müsste mich jetzt alle Sachen packen und heimfahren. Am Höhepunkt aufhören, sozusagen. Weil besser kanns einfach nicht mehr werden.

Ja, das kommt jetzt, wenn ich das so schreibe vielleicht extrem übertrieben vor. Aber ich bin wirklich auf diesem Parkplatz, wo die Empfangsbox gestanden ist rumgehüpft und hab mich einfach nur gefreut. Ich hatte durch eine Verkettung (un)glücklicher Zufälle tatsächlich ein neues Ladegerät für meine Uhr.

Ich bin dann noch schnell in den Supermarkt und ich hatte jetzt echt schon ein kleines Zeitproblem. Es dauert nicht mehr lange bis es finster ist und ich hab mir noch keine Gedanken gemacht, wo ich schlafen könnte.

Und das…. das wird noch eine ganz andere Geschichte. Dies so wirklich in sich hat.

Daten zum Tag:
Freitag 13.8.2021

Gesamtstrecke: 53.03 km
Gesamtanstieg: 1966 m

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