#07
Ich hab die Nacht im echten Bett so sehr genossen, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich kann mich nichteinmal erinnern ob ich einen Fernseher im Zimmer hatte.
Aber erstens wären wahrscheinlich e nur slowakische Sender empfangbar gewesen und zweitens: Die wichtigste Taste wäre die Timer-Taste gewesen. Weil ich war so müde, dass ich binnen Minuten eingeschlafen wäre.
Stress hatte ich an diesem Tag keinen. Geplant waren etwa 45 Kilometer. Und das muss ich schon auch sagen, das ist sowas von cool. Wenn du weißt: Nach 45 Kilometer Radfahren ist Schluss.
Da läuft alles viel entspannter ab. Erstmal gemütlich frühstücken (das erste Mal auf der Reise im Hotel), danach Sachen packen, Rad aus der Disco holen und gemütlich starten (merkt euch die Passage mit der Disco, da kommt in einem anderen Beitrag noch etwas).
Geplant: 45 Kilometer entspannt radeln
Und auch wenn an diesem Tag nur wenige Kilometer geplant waren, hatte ich doch wieder einiges erlebt. Entlang der Waag radelte ich bei strahlendem Sonnenschein. Im Hintergrund sah ich die Berge. Ich blieb mehrmals stehen und genoss die Ausblicke.


Wenn du da entlang radelst, da merkst du echt, wie die Sonne das mentale Befinden auflädt. Ja, ich weiß, das klingt extrem kitschig. Aber selbst in diesem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe (und das ist viele Monate nach der Reise) und mich zurück erinnere, muss ich lächeln.
Und wieder die Brücke
Aber das Lachen vergeht einem schnell. Nämlich dann, wenn eine Brücke Problem bereitet.
Also wer das Video nicht sehen mag oder kann: Die Brücke war aufgrund einer Baustelle gesperrt. Alternative könnte ich den Fluss überqueren. Seht euch den Fluss an, dann wisst ihr warum das nicht so eine tolle Idee ist.
Hilft alles nichts, ich musste umkehren und einen Umweg fahren. Nach einigen hundert Metern fand ich eine Unterführung.
Passt! Doch nicht so ein großer Umweg.
Doch als ich den Weg weiter folgte, merkte ich, dass der Weg in einem Schotterwerk endete. Den Feinstaubwert wollte ich nicht wissen. Egal, ich musste ohnehin umdrehen, denn der Herr am Schranken wies mich in die Schranken: Ich wäre hier fehl am Platz.
Somit strampelte ich zurück und kam dann doch noch zum richtigen Pfad. Im nächsten Örtchen verspürte ich ein erneutes Hungergefühl welches ich in einem Supermarkt stillen wollte.
Ich erkundigte mich bei Passanten nach dem nächsten Supermarkt. 3 Kilometer wären das bis zum Tesco.
Nageh! Jetzt bin ich da eh schon einen Umweg gefahren wegen der Brücke und dann zum Supermarkt noch einmal. Nein, das muss nicht sein.
Also ließ ich meinen Blick durch den Ort schweifen. Und sah einen Tante Emma Laden. 30 Meter vor mir.
Supermarkt != Lebensmittelgeschäft
immer schön nach „wo gibts was zu essen“ fragen anstatt nach dem nächsten Supermarkt
Natürlich war es nicht möglich eine Wurstsemmel wie wir sie in Österreich kennen zu kaufen. Denn: Du kannst Wurst kaufen. Und du kannst eine Semmel kaufen. Aber die Wurst in der Semmel, nein das geht nicht.
Zurück im Wald
Am Dorfspielplatz verzehrte ich das Gebäck und setzte gestärkt meine Reise fort. Denn nun gings wieder in den Wald. Bergauf. Da war doch schon mal was, oder?
Ja, aber diesmal war das Wetter schön. Sehr schön sogar. Und die Alternative Bundesstraße wollte ich vermeiden. Außerdem hatte ich ja e genug Zeit und die pralle Sonne ist auch nicht so fein. Es hatte ja knapp 30 Grad. Also war der Wald diesmal richtig. Wenn auch sehr anstrengend. Aber die Strecke führte nicht allzu lang durch den Wald. Als ich bei der Lichtung ankam, war die Aussicht grandios.

Die Drohnenaufnahme
Wenn ihr euch das Bild ganz genau anseht, seht ihr vielleicht am Himmel einen kleinen Punkt.
Nein, das ist kein Vogel.
Das ist eine Drohne.
Kannst du mich beim Fahren aufnehmen?
wie man zu einer kostenlosen Drohnenaufnahme kommt
Ich blickte mich um und entdeckte 2 Männer, die das Gerät steuerten.
Und frech wie ich bin fragte ich einfach, ob sie denn eine Aufnahme von mir machen könnten.
Denn eine eigene Drohne würde ich mir nicht kaufen. Ich müsste mich einlesen in die Thematik, selbst herumspielen damit. Dann musst du das alles mitschleppen auch noch. Und günstig ist der Spaß nicht gerade (vor allem ist es ja beim Radfahren nicht ausgeschlossen, dass du einmal stürzt und das Teil kaputt wird).
Und wo gibst du das hin? In der Lenkertasche wirds zu knapp mit dem Platz und wenn du das Rad so irgendwo abstellst (zum Beispiel beim Wandern), dann hätte ich schon ziemlich Angst, dass da was wegkommt.
Selbstverständlich könne Tomas eine kurze Aufnahme machen. Er würde mir das Video einfach per WeTransfer mailen. Wir tauschten also unsere Handynummern aus.
Und als ich einige Tage später in Wien angekommen bin, hat er mir tatsächlich das Video geschickt.
Hab ich schon einmal erwähnt, dass es die kleinen Dinge sind, die eine Reise so außergewöhnlich machen?
Auf Herbergssuche …
Ich bin schlussendlich um ca 15 Uhr in Terchova angekommen. Somit hatte ich ausreichend Zeit mir eine Unterkunft zu suchen.
Terchova ist ziemlich beliebt bei den Slowaken. Es ist der optimale Startpunkt für Wanderungen in die Tatra. Und das wollte ich am nächsten Tag machen.
Wie sucht man heutzutage eine Unterkunft? Richtig, über booking.com. Aber hier fand ich entweder komplett überteuerte Hotels oder ausgebuchte kleine Unterkünfte. Deshalb benutzte ich meine Augen: Überall wo ein Bett aufgezeichnet war, dort fuhr ich hin.
Die ersten beiden Gästehäuser hatten keine Zimmer mehr frei. Ich fragte einfach wo es noch was geben könnte. Dann hat er zum Nachbar rüber gerufen ob es ein Zimmer gibt. 1 Person, 1 Nacht. Nein. Das ging dann die ganze Zeit so. Ich war ungelogen bei 20 Gästehäusern. Keiner hatte ein Zimmer. Das gibts ja nicht. Wie kann es kein einziges Zimmer für 1 Person geben.
… und das ziemlich lange …
Und das war auch das Problem. Alleine bekommst du kaum was. Vor allem in der Hauptsaison. Die Slowaken kommen um zu wandern. Die bleiben nicht nur eine Nacht. Die kommen mit der Familie und bleiben eine Woche. Das ist natürlich deutlich lukrativer als wenn man wegen einer Nacht das Bettgewand waschen muss.
Ich gab aber nicht auf. Ich fragte bei der Touristeninfo nach. Aber das gleiche: Es ist alles voll. So, das kanns nicht sein.
Erneutes Hungergefühl machte sich breit. Und ich holte mir im Dorfwirtshaus was zu essen.

Die Speisekarten waren natürlich alle immer nur auf slowakisch. Ich hab mir mit Google Translate geholfen. Da kann man die Speisekarte in Echtzeit übersetzen lassen. Man scannt also den Text und die Kamera wandelt den Text sofort auf deutsch um.
Das Übersetzungsergebnis war jetzt nicht so wirklich überzeugend aber man hatte eine grobe Ahnung was man bekommen wird. Zum Glück bin ich nicht so wählerisch was Essen betrifft. Und ganz ehrlich: Wenn du Hunger hast, dann schmeckts sowieso.
Nach dem Essen setzte ich die Herbergssuche fort. Ich wählte eine neue Strategie. Ich erkundigte mich in Lokalen, wo es Plätze zum Schlafen gibt. Entweder bekam ich keine Antwort oder die Pensionen, die genannt wurden, hatte ich schon probiert.
Langsam wurde es echt mühsam.
Was mach ich denn jetzt?
… bis ich schlussendlich aufgegeben habe
Ich hatte echt keine Lust mehr, mir weitere Absagen einzufangen.
Und ich begann zu überlegen: Ich hab soviel probiert. Alles erfolglos.
Also gabs für mich nur eine Option:
Wenn die ka Zimmer ham, dann geh ich in den Wald
Ergebnis der Quartiersuche
Ich ging in den Supermarkt und kaufte noch ein paar Grillwürste. Denn ich hatte Lust mir ein Lagerfeuer zu machen. Und das wird viel cooler sein als in einer langweiligen Pension zu übernachten.
So, aber du kannst ja nicht einfach mitten im Ort dein Zelt aufschlagen. Da geht die Suche gleich weiter. Unter anderen Vorzeichen.
Zum besseren Verständnis: Terchova ist ein Ort in einem Tal und rundherum ist es halt schon etwas hügeliger. Also braucht man was am Ortsende. Uneinsehbar wäre auch nicht schlecht.
Plan B: Wald
Und sowas hab ich dann tatsächlich gefunden. Eigentlich der perfekte Platz. ich hab dann Holz gesammelt und ein kleines Lagerfeuer gemacht. Die Würstel wurden gegrillt – ein Traum. Und der ganze Platz war aufgrund der Bäume windgeschützt, das war mir wegen meiner letzten Zeltnacht wichtig.


Ein kleiner Bach war auch vor der „Haustüre“. So konnte ich mich zumindest ein bisschen waschen und das monotone Rauschen half sehr beim Einschlafen. Die Nacht selbst verlief zum Glück trocken und windstill. Ich konnte sehr gut schlafen und war fit für den nächsten Tag: Denn da stand eine Wanderung am Programm.
Daten zum Tag:
Montag 9.8.2021
☀️
Gesamtanstieg: 667 m